Der Jahrestag eines wirtschaftlichen, organisatorischen und auch psychischen Alptraums rückt näher. Für mich Zeit hier mal eine kleine Bilanz zu ziehen.

Wir sind in die 2020er Saison ohne große Rücklagen gestartet, da in 2019 hohe Steuernachzahlungen fällig waren und wir unsere Gewinne auch lieber in die Tilgung unserer Kredite stecken als auf dem Konto zu belassen. Die Buchungssituation war ja auch super für 2020, daher gab es wenig Gründe für Risikorückstellungen.

Ab dem ersten März Wochenende wurde langsam klar, dass das kritisch wird. Die Hochzeit am 14.03 lief dann zum Glück noch ziemlich normal. Ich werde aber nie die Situation vergessen, als unsere Hamburger Gäste M & P zu Mittwoch fürs Wochenende danach anreisten, sie hatten eine ganz kleine Hochzeit geplant. Zu dem Zeitpunkt war das noch im Bereich des Erlaubten. 30 Minuten nach der Ankunft kommt P unter Tränen zu uns ins Haus. Die Hochzeit muss doch noch abgesagt werden, Trauzeugen können nicht anreisen. Was für ein grausamer Moment. M & P blieben dann doch noch das Wochenende als Familie bei uns und kommen auch dieses Jahr zurück – ich drücke Euch von ganzen Herzen die Daumen, dass das dann so klappt wie ihr euch das vorstellt.

Danach gings dann los mit den ständigen neuen Regelungen bzw. Einschränkungen. Als Unternehmer bekommt man natürlich auch keine anderen Infos. Kann man sich genauso zusammensuchen oder auf Woidkes Pressekonferenzen warten. Dann die Veröffentlichungen lesen und versuchen zu interpretieren, was das für uns bedeutet. Dazu kommt, dass das Land Brandenburg schon traditionell andere Inzidenz Zahlen veröffentlicht als das RKI. Sie nutzen das gleiche Dashboard, inhaltlich aber stark abweichend. Das ist auch jetzt im Januar 2021 immer noch der Fall. Unglaublich!

Für die April Paare hab ich dann ne Telko gemacht, wie wir mit der Situation umgehen wollen. Hatte da noch den 06.06.20 im Köcher, da der relativ frühzeitig abgesagt wurde. Den Termin hab ich dann unter 5 Paaren verlost und die in dem Moment sehr glücklichen Gewinner … konnten auch am 06.06 noch nicht feiern. Das war Anfang April für mich noch völlig unvorstellbar. Ein anderes Paar hat direkt in den November verschoben – ging dann schlussendlich auch nicht. Diese Situation beschreibt ganz gut, wie die folgenden Wochen so abliefen. Ganz viele Telefonate mit den Paaren, ob etwas möglich ist und wie. Und … ehrlich gesagt lag ich oft komplett daneben. Hätte nie im Leben erwartet, dass so lange dicht gemacht wird – trotz der nach Mitte April schnell eintretenden Entspannung bei den positiven Tests. Dazu ohne echte Hilfen staatlicherseits. Die Hilfsgelder kamen zwar super schnell, sind aber reine Fixkostenzuschüsse – also kein Unternehmerlohn mit eingerechnet. Ein Höhepunkt für mich war der Moment, als Brandenburg Hallenbäder (Stichwort Tropical Islands) aufgemacht hat, ich aber noch geschlossen bleiben musste.

Die Phase Mai bis Mitte Juli war dann geprägt von sehr solidarischen Paaren, die trotz Einschränkungen zu uns gekommen sind, um einfach mit Freunden und Familie ein schönes Wochenende zu haben. Feedback war jedes Mal, dass es sich trotz alledem wirklich gelohnt hat. Eine kleine Hochzeit war auch dabei – U & M hatten eine deutlich kleinere Feier, dadurch war die aber auch tiefenentspannt.

Ein negativer Höhepunkt war, als ich im Mai auch noch Post von einem Fotograf aus einem Ort leicht südlich von Zossen bekam. Dieser hatte eine Hochzeit fotografiert und ich hatte die Bilder vom Paar zur Verwendung auf meiner Webseite bekommen. Das hatte ich dann auch gemacht und den Fotografen auch wie üblich verlinkt. Das Paar hatte aber nicht die Rechte an der weiteren Nutzung vom Fotografen eingeräumt bekommen. Juristisch ein ganz klarer Fall, moralisch gerade in diesen Zeiten vielleicht etwas schwierig. Der Fotograf lies sich aber nicht erweichen und bestand auf der 1500€ Strafzahlung, die ihm rechtlich auch ohne Zweifel zustand. Glücklicherweise habe ich einfach viele gute Menschen um mich. Hatte dem Paar angeboten, dass wir uns die Strafe teilen, aber die beiden haben darauf bestanden alles zu zahlen. Dafür waren die beiden dann auch nochmal zu Gast bei uns im Haus. Danke nochmal an A & P!

Ab Mitte Juli gings dann wieder los mit Hochzeiten zwischen 50 und 100 Personen. Und … es lief alles gut. Kein Haus am Bauernsee als C-Hochzeitshotspot in der Presse. Bis Ende Oktober hatten wir noch schöne Feiern. Liebe Gäste, habt Ihr gut gemacht. Danke!

Anfang Oktober hatten wir auch nochmal ein besonderes Wochenende. Ein Paar hatte relativ kurzfristig storniert, so dass das Wochenende wieder frei war. Dienstag vor dem Wochenende bekomme ich den Anruf einer Trauzeugin, die verzweifelt fürs Wochenende eine Location sucht. Mittwoch treffen wir das Paar E & S selbst das erste Mal. Beide trotz der Umstände ziemlich gefasst – aber natürlich eine sehr unübliche Besichtigung. Freitag war dann Anreise. Die beiden hatten ursprünglich eine Location in Berlin gebucht, da war aber aufgrund gestiegener Inzidenzen das Feiern mit 4 Tagen (!) Vorlauf plötzlich nicht mehr möglich. Alles war aber organisiert. Das Paar war flexibel genug (man könnte auch resilient dazu sagen) einfach nach Brandenburg umzuschwenken. Für das Paar super, für uns auch.

Mit wenigen Tagen Vorlauf war dann zu November wieder Schluss. Diesmal konnte ich die Situation aber schon realistischer einschätzen und hab von Anfang an erwartet, dass wir dann für 5 Monate keine Feiern bei uns im Haus machen können. Dass es aber ein touristisches Beherbergungsverbot zusätzlich gibt, ist für mich immer noch schwer zu verstehen. Insgesamt ist die Situation im Vergleich zum Frühjahr aber deutlich entspannter, da wir ja ne kurze, aber gute Saison hatten und ich auch noch ein paar Aufträge als Freelancer angenommen hatte. Das bringt uns gut bis Ostern denke ich. Dazu gibt es diesmal richtige Hilfsgelder, die einen Unternehmerlohn eingerechnet haben. Die Novemberhilfe und Dezemberhilfe hab ich immer direkt beantragt. Allerdings ist – stand 27.01 – da erst die Hälfte davon als Abschlagszahlung ausgezahlt. Das muss man glaub ich auch nicht verstehen. Was diese verspätete Auszahlung für andere Unternehmer bedeutet … darüber möchte ich gar nicht nachdenken. Da ist dann oft der Ofen aus.

Anfang Januar hatten wir unseren kleinen Hochzeitspaarabend – diesmal als Videoschalte mit ca 15 Paaren. Ich hatte nur 2021er Paare eingeladen. War netter als gedacht, aber in keinster Weise ein Ersatz für den tollen Abend, den wir normalerweise mit Euch haben. Trotzdem vielleicht ein Modus für die Zukunft als Ergänzung.

Dieses Jahr sind auch schon wieder einige Hochzeiten weggebrochen, selbst im Hochsommer – gleichzeitig haben wir aber auch ganz viele Paare, die uns nicht hängen lassen und die auf jeden Fall kommen – notfalls mit angepassten Wochenendkonzepten. Ich danke Euch, Ihr seid großartig!!! Dazu gibt es Chancen für kurzfristige Buchungen.

In schwierigen Zeiten lohnt ein Blick auf die positiven Dinge des Lebens. Für uns ergab sich in den Schließzeiten auch die Möglichkeit selbst ein wenig ins Haus am Bauernsee einzuziehen. Das was wir damals beim Kauf eigentlich auch geplant hatten, wozu es aber nie wirklich kam.

Im Moment und auch im letzten Frühjahr hatten wir vor Ort tolle Zeiten! Haben den Fläming Skate erkundet, oft in der Abendsonne draußen gegessen, an der Feuerschale gessessen, viel Yoga gemacht, weiter am 17morgen Weingut gearbeitet, über Baumgutschein-Brandenburg Naturschutzprojekte finanziert, jetzt machen unsere Kinder Fernunterricht vor Ort und ich spiele mit Evelyn Tischtennis auf besser werdenden Niveau. Und Mahmoud hat den Deutsch B1 Test geschaft – super. Dazu sind auf dem Grundstück Aki, Dendi und Jeaux, unsere 3 Skudden eingezogen. Machen uns auch viel Freude. Ach, eigentlich ist es doch ganz schön und das Licht am Ende des Tunnels ist doch schon deutlich sichtbar.

Bleibt mir gute Menschen!

Wir haben im ehemaligen Pferdestall ein Qvevri (1200l Tonamphore für die Maischegärung des Weins) im Boden eingebaut.
Beim Reinigen ist mir ein wasserdichter Akkuspot reingefallen, so ist das Bild entstanden.